Eintrag zu Sonntag, 30. Dezember 2024 – geschrieben 31. Dezember
Glendale/Los Angeles, 15°C
Das mit dem Schlafen hat diesmal super geklappt. Um kurz nach 20 Uhr wollte Frau Reiserin nur mal kurz zehn Minuten chillen, während Herr Bert – der hier ab sofort HerrBert genannt werden möchte – sich ans Laptop setzte, um für den Blog vom Tag zu berichten. Zwei Stunden später wachte sie zum ersten Mal wieder auf, um gleich wieder schlafen zu gehen, und auch HerrBert hatte das Schreiben für diesen Abend aufgegeben.
Kein Wunder nach einem Tag, in dem wir durch Raum und Zeit gereist sind. Früh am Morgen brachen wir in den Laurel Canyon auf, um an diesem legendären Ort, wo von Jim Morrison bis Joni Mitchell, von Crosby, Stills & Nash bis Carol King, von Linda Ronstadt bis Neil Young einfach alle lebten, die auf unserer Playlist versammelt sind – oder umgekehrt?

Die Wandertour, die wir unternahmen, führte uns nicht nur zum Baumhaus von John Lennon und der Blockhütte von Frank Zappa, sondern auch zur Toreinfahrt von Aerosmiths Steve Tyler, zu einem Haus, wo John Mayalls Gäste gerne vom Dach in den winzigen Pool sprangen um danach an der Hausbar einen Drink zu nehmen, was dem Ort den Namen „Brain Damage Club“ einbrachte, zum Haus von Joni Mitchell, das David Crosby in „Our House“ besang, zur Toilette von Cass Elliot von The Mamas & The Papas, zum Garten, wo Eric Clapton Joni Mitchell zum ersten Mal Gitarre spielen sah und auch zum Tor, durch das der Sänger der Doors öfter ging, um sich von einer Wahrsagerin die Karten legen zu lassen.
Von unserer Tour durch Laurel Canyon berichten wir hier ausführlich.

„Und jetzt?“, fragte HerrBert, als wir den Laurel Canyon verließen. „Zum Meer“, sagte Frau Reiserin. Die Fahrt auf einer der Hauptverkehrsadern in Richtung Sonnenuntergang gehört zu den klassischen Unternehmungen in Los Angeles. Und so fuhren wir auf dem La Cienega Boulevard nach Westen. Allerdings fand die Leichtigkeit bald ein Ende. Der RAM war nämlich krank.
Schon seit dem ersten Tag machte er beim Fahren ein merkwürdiges, sirrendes Geräusch, das wir nicht einschätzen konnten. Irgendwann bemerkte Frau Reiserin – die keinen Führerschein und darum auch nicht die geringste Ahnung vom Sollsound eines Autos hat – eine steigende Angespanntheit von HerrBert beim Fahren und fühlte ihm auf den Zahn. Eine kurze Recherche ergab, dass unser Automodell häufig unklare Geräusche produziert und die Ursache nur selten dingfest zu machen ist. Also ignorierten wir es erstmal.

Auf der Fahrt zum Laurel Canyon war dann aber ein zunächst diskretes, wiederholtes „Bing“ dazugekommen, von dem HerrBert irgendwann feststellte, dass es das Blinken der Motorwarnlampe begleitete. Da auch hier weder im Autohandbuch noch im Internet ein konkreter Hinweis auf die Ursache zu finden war, drehten wir erstmal die Musik lauter. Aber das Bing blieb penetrant.
Ungefähr auf halber Strecke begann Frau Reiserin das Navi diskret nach dem nächsten Weg zur Autovermietung am Flughafen zu fragen. Diese lag quasi an der Strecke zurück zu unserem Häuschen. Also erstmal in Richtung Sonnenuntergang am Pazifik, danach den RAM verarzten.

In Manhattan Beach hing der pinke Ballon knapp über dem Horizont. Alles war wie mit Pastell gemalt, die kalte Luft pfiff, wie es sich für kurz vor Neujahr gehört. „Den Pazifik haben wir noch nie gemeinsam gesehen, oder?“ pfiff Frau Reiserin zwischen klappernden Zähnen hervor. Kurz stapften wir romantisch frierend ans Ende des Manhattan Piers. Imposante Wellen pflügten herbei und ein unerschrockener Surfer ritt auf ihrem Kamm.
Noch kurz in einer urigen Butze eine echt italienische Pizza geteilt, dann schlug die Stunde des RAM und wir steuerten zur Mietwagenfirma am Flughafen LAX.
Eine halbe Stunde später hatten wir uns von unserem defekten Mietwagen verabschiedet und unser neues Gefährt begrüßt. Ein fabrikneuer, schneeweißer Pick Up namens GMC. „Ganz schönes Schiff“, murmelte HerrBert. Doch kaum war der Neue aus dem Flughafen gelotst, begann er sich zu entspannen. „Fühlt sich endlich wieder wie ein Auto an“, strahlte er. „Und zieht ordentlich“. Glückliche Heimfahrt durch die nächtlichen Lichter der Stadt und der Rest – siehe oben.
Song des Tages: Love Street von The Doors
Da wir heute im Laurel Canyon waren, blieb uns keine andere Wahl.

