Blick aus dem Fenster eines Hotelzimmers mit einem Sessel, Stehlampe und Bett auf die verspiegelte Fassade eines Hotels in Las Vegas, die aufgehende Sonne reflektiert sich darin

Das war ein langer Tag vorgestern! Er begann kurz nach 5 Uhr früh in Las Vegas. Der Himmel zeigte schon einen hellen Schein, aber die Sonne war noch nicht aufgegangen. Emsig schlurfte HerrBert unter die Dusche, trank den Kaffee mit dem fancy Schokoladensirup, der in unserem Apartment bereitstand, wog den Koffer und war erleichtert, weil er knapp unter den erlaubten 23 kg war. Dann ein letzter Blick vom Balkon auf das Bellagio geworfen, die Reiserin geherzt und los zum Taxi, das vorbestellt schon wartete. Um Punkt 8 ging sein erster Flug, nach Houston.

Die Reiserin hatte noch etwas Zeit, ihr Rückflug via Seattle hob erst zwei Stunden später ab. Also noch die Gläser vom Abschiedssekt gespült, die allerletzten Sachen gepackt – und aufgeatmet, als auch bei ihr die Kofferwaage knapp vor 23 kg zum Stehen kam. Zufälligerweise ging gerade in dem Moment, als sie aus dem Fenster sah, die Sonne auf – und brachte die verspiegelte Fassade des Flamingo gegenüber zum Strahlen. Die Magie von Las Vegas, sofort überkam die Reiserin ein bisschen Wehmut, dass sie schon wieder zurückreisen muss. Die Wüstenstadt Las Vegas hat es ihr einfach angetan.

Las Vegas ist viel mehr als Party und Exzess

Der Taxifahrer, der pünktlich bereitstand, sah das allerdings anders. „Las Vegas ist eine merkwürdige Stadt“, sagte der mit einem ordentlich gebügelten Hemd und einem bezaubernd altmodischen Charme ausgestattete Fahrer namens William zunächst, vielleicht um vorzufühlen. Auf die Nachfrage, was er damit meine, erklärte er, er käme aus dem Mittelwesten und sei in Bezug auf Nacktheit und Drogen „etwas konservativer“ als die durchschnittlichen Besucher von Las Vegas. Das exzessive Dauerfeiern und der frivole Konsum seien ihm suspekt. Man tauschte sich aus über den Zustand der Gesellschaft im allgemeinen, auch über das große Obdachlosenproblem in Las Vegas. William berichtete, dass in der Stadt viele tausend Menschen in den unterirdischen Entwässerungsschächten unter dem Strip hausen und dadurch bei einer Springflut vom sofortigen Ertrinkungstod bedroht seien. Viele von ihnen seien psychisch erkrankt, auch drogenabhängig, und es würde für dieses Problem keine Lösung gefunden. Wie es denn in Deutschland mit diesen Dingen aussehe?

Man unterhielt sich tiefsinnig und war sich einig in dem Punkt, dass Las Vegas viel mehr ist als Party und Exzess. Kurz bevor wir am Flughafen ankamen, fragte William plötzlich: „Müssen Sie in Frankfurt nochmal durch den Zoll?“ Die Reiserin bejahte. „Ich würde Ihnen nämlich gerne einen zweiten Koffer mitgeben. Mit diesem Typen drin.“ Er nannte den Namen des Präsidenten in seinem Land und betonte, dass nicht nur er mehr als froh wären, diesen los zu sein. Die Reiserin lachte verdattert über soviel Offenheit, lehnte aber dankend ab. „Ich glaube, den möchte man in Deutschland auch nicht haben.“ Das fand William „schade, aber sehr verständlich.“ Danach verabschiedete man sich fast wie von einer Abendessenbekanntschaft, und schon ging es für die Reiserin los.

Seattle von oben

Kaum in Seattle zwischengelandet, war eine Nachricht vom HerrBert da, der schon ein paar Stunden in Houston saß und mit dem Flieger nach London gleich die nächste Etappe der Heimreise in Angriff nahm. „Sowas“, schrieb er. „Gerade noch zusammen in Las Vegas aufgewacht, und jetzt liegen schon fast die ganzen USA zwischen uns.“ Und da hatte er recht.

Fast genau 26 Stunden, nachdem er in Las Vegas aufgebrochen war, kam er dann aber schließlich zuhause an. Wie so oft in letzter Zeit wurde dabei die Rückreise anstrengender, je näher man an der Heimat war: Der Flughafen BER liegt bekanntermaßen entlegen am Stadtrand, aber jetzt sollte der immer schon teure Uber mehr als doppelt so viel wie sonst kosten – fast soviel wie ein Flugticket nach, sagen wir, Spanien. Und so stieg er für das letzte Wegstück dann doch mitsamt dem ganzen Gepäck in eine der abgerocktesten U-Bahnlinien der Stadt, weil sie nun mal nach Hause führt, und schrieb an die Reiserin: „U8 – It`s only Rock’n’Roll but I like it“. Diese selbst kam dann, mit Dank an die Deutsche Bahn ab Frankfurt, schließlich 27 Stunden nach Abfahrt in Las Vegas ebenfalls zuhause an.

Jetzt ist erstmal der Jetlag dran. In den nächsten Tagen und Wochen werden wir uns sicher noch einige Male den schönen Erinnerungen von unserer Campertour in Arizona widmen. Und auch neue Abenteuer wollen erlebt werden. Wir berichten – bis dahin: Schönes Wochenende und bis die Tage!

Jetzt erstmal zuhause Wäsche waschen…(Little Hollywood Museum in Kanab, Utah


Song des Tages: Queen Bee von Barbra Streisand

Auch auf dem Langstreckenflug zurück vertrieben viele Filme der Reiserin die Zeit, darunter die Version von „A Star is Born“ mit Streisand und Kris Kristofferson von 1976. Darin performt Streisand in ihrer Rolle als junge Sängerin dieses bezaubernde Stück, als der abgehalfterte Rockstar, den Kristofferson spielt, zufällig ins Publikum gerät und ihr die Show verdirbt.

Alle Etappen unserer Reise mit dem Wohnmobil durch Arizona und Utah kann man hier nachlesen: Straßenbär und RVZona – mit dem Wohnmobil im Südwesten der USA

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