Vom Schrecken in der Wildnis haben wir uns erholt! Als wir vorgestern Abend endlich in unserem Quartier ankamen, sprangen wir sofort in den Pool, gönnten uns ein Tecate und die Anspannung wich in den mexikanischen Nachthimmel. Gestern checkten wir dann aus und fuhren fünf Minuten weiter in unsere nächste Unterkunft. Wir hatten beschlossen, noch eine zusätzliche Nacht in San José del Cabo zu bleiben. Grund: Es war Donnerstag, und am Donnerstag findet hier immer der legendäre Art Walk statt. Das ist eine Art Stadtfest mit Kunstmarkt, alle Galerien und die meisten Geschäfte sind bis 21 Uhr geöffnet und auf dem Platz vor der Missionskirche werden Stände mit Kunsthandwerk und selbstgemalten Bildern aufgebaut. Alle werfen sich in ihre schönsten Klamotten und man paradiert, was das Zeug hält. Viele Restaurants haben Live-Musik und die nordamerikanischen Touristinnen erkennt man schon von weitem nicht nur an ihren lang wallenden Sommerkleidern und Sommerhaaren, sondern vor allem daran, dass sie schon um 17 Uhr stockbesoffen und kichernd durch die Altstadtstraßen stolpern.



Den Tag verbrachten wir mit Kleinigkeiten wie dem Abliefern unserer Wäsche bei der liebenswerten, einarmigen Betreiberin einer der vielen Wäschereien am Ort. Um ein paar Sachen am Computer zu erledigen, setzten wir uns dann an die Bar eines fancy Restaurants, wo tagsüber nichts los war und wir dem Barkeeper auf dessen Wunsch die deutschen Begriffe „Ananassaft“, „Wasser“, „Kaffee“ und „Bier“ beibrachte. Er demonstrierte uns im Gegenzug die bevorzugte Barknabberei der Locals: Man füllt ein Wasserglas zur Hälfte mit scharf gewürzten Erdnüssen, kippt dann großzügig Tabascosauce und eine weitere, höllenscharfe, pechschwarze Gewürzsauce auf Maggi-Basis dazu. Jetzt schaufelt man sich diese Mischung mit einem Kaffeelöffel rein, ohne eine Miene zu verziehen. Weil: „We are Mexicans, this is not hot for us“. Wir sind Mexikaner, für uns ist das nicht scharf.

Bei schönstem Nachmittagslicht checkten wir dann in das Hotel Colli mitten in der Altstadt ein: ein bezauberndes, seit Generationen familiengeführtes, charmant altmodisches und blitzsauberes Hotel mit wunderschönem Innenhof. Im Eingangsbereich erzählt eine Fotowand die Geschichte des Hotels: Der Betreiber, Abkömmling einer italienischen Familie, kam 1937 nach Mexiko, um hier sein Glück zu finden, wurde Seemann und lernte seine Frau kennen. Gemeinsam erkannten sie das touristische Potential des damaligen Fischerortes San José del Cabo und bauten die erste Herberge auf dem Grundstück ihres eigenen Hauses. So sympathisch wie der unaufgeregte, liebevoll gepflegte Ort ist auch das Hotel selbst.

Für den Art Walk machten wir uns dann nochmal auf den Weg, schlenderten durch Galerien und landeten schließlich in der Baja Brewing Company, einem rustikalen Wirtshaus mit eigener Brauerei, das viele Sorten Bier anbietet. Das Beste: Mit den Gewinnen wird exakt die Eselfarm unterstützt, wo wir gestern eigentlich hinwollten, und wo sich alles um den Kampf gegen das Aussterben des mexikanischen Esels dreht.

Wir werden unsere Tour auf dem Rückweg nachholen. Aber jetzt geht es erstmal los, in Richtung Norden und der Hauptstadt von Baja California, La Paz.
Hasta luego!
Song des Tages: Que Seas Dichosa von Los Cadetes de Linares
Auch als am Art Walk gestern die Galerien schon zu waren, ging der fröhliche Betrieb in den Straßen weiter. Aus einem Auto klang dieser traditionell klingende Song. Das Stück heißt „Mögest du glücklich sein“ und handelt von einer Verflossenen, die lieber einen reichen Mann heiratete, weil ihr das Geld wichtiger war als die Liebe – was sie aber nicht glücklich machte.
Was bisher geschah: hier
Hinweis: Wir bezahlten unsere Übernachtung selbst und haben keine Vorteile von der Nennung des Hotels.

