Die letzten Tage waren ein bisschen schleppend. HerrBert hatte die Krise, weil er mit seiner Arbeit nicht vorankam, und die Reiserin machte sich trotz grundsätzlicher Sonnigkeit düstere Gedanken über dieses und jenes. Die U-Bahn streikte, Straßen waren gesperrt, Müll wurde auch schon eine ganze Weile nicht mehr abgeholt. Die Betreiber des AirBnb in Westaustralien, wo die Kängurus im Garten sitzen, und wo wir im nächsten Jahr vielleicht mitgearbeitet hätten, haben es sich scheinbar anders überlegt. Von unserem liebsten Reiseland wollen wir gar nicht erst anfangen. Was ist bloß gerade mit der Welt los?

Aber das Klagen und Hadern hilft ja nichts. Mühsam kratzen wir darum zusammen, was gerade an Freude an bestehenden und Vorfreude auf anstehende Abenteuer aufzutreiben ist, kleine und große Brösel. Beim Line Dance sind wir jetzt nicht mehr bei den Anfängern, sondern stampfen und sliden mit den Mittleren über den Holzfloor im American Western Saloon. Yiehaa!
Und es dauert nur noch ein paar wenige Wochen, bis wir wieder wegfahren. Die nächste Reise wird mit dem Zug in Richtung Norden führen, in eine Stadt am Meer, wo wir beide noch nie waren: Kopenhagen. Mehr demnächst hier. (Update: So war es in Kopenhagen) Frau Reiserin vertieft sich bereits in die Lektüre und hat, mit leichter Verspätung, die grandiose – allerdings auch ziemlich düstere – Autorin Tove Ditlevsen entdeckt, auf deren Spuren sie demnächst wohl wandelt.
Bis dahin versuchen wir, Sonne und gute Stimmung zu tanken, wo sie zu finden ist. Vor dem Fenster bekommen die Bäume Blätter und das Vogelgezwitscher am Morgen kommt nicht mehr nur vom Kosmonautenwecker. Freundinnen und Freunde tun das ihre, bleiben optimistisch, halten an Menschlichkeit und Gutherzigkeit fest. Eine Freundin, die normalerweise handgeschnitzte Motive von wunderschönen Tieren auf Karten und T-Shirts druckt, hat angefangen, in Berlin an öffentlichen Orten handgedruckte Kärtchen auszulegen, anonym und als Aufmunterung.

So halten wir uns an den Sonnenstrahlen und an den Momenten der Zuversicht fest. Es hilft ja nur Mut. Sonntagsgrüße aus Berlin!

Song des Tages: Herne Hill von Phronesis
Kein Song im engeren Sinn, sondern ein energiegeladenes Stück der Dänisch-Britischen Jazz-Formation um den Bassisten Jasper Høiby, den Pianisten Ivo Neame und dem Schlagzeuger Anton Eger.
