Und dann standen wir am Buffet und diskutierten, ob wir nächstes Jahr zu viert ein Bed&Breakfast in Westaustralien übernehmen wollen, auf Zeit. Und das kam so: HerrBert hatte Geburtstag und wir müssen den Menüpunkt „Über uns“ aktualisieren. Weil nämlich jetzt bis auf Weiteres nur noch die Frau Schreiberin die 5 vorne hat.
Der Übergang „von den piefigen 50er in die wilden 60er“, wie er es nennt, gelang HerrBert problemlos. Zur Feier dieses Tages hatte er eine leerstehende Wohnung, mit der er beruflich zu tun hat, zur Partylocation für eine Nacht umgebaut: Bartresen, Tanzfläche, Raucherlounge, Glitzervorhang. Auf dem Tresen rauschte Rita. HerrBert hatte nämlich eine Slushy-Eismaschine diesen Namens gemietet, mit der sich sein Lieblingsgetränk herstellen ließ: Frozen Margarita, wie er sie in Texas kennen- und lieben gelernt hatte. Noch flugs eine fünfstündige Playlist zusammengestellt, von einem Freund eine Monsterbox ausgeliehen, die über einen „Let’s Party“-Modus mit Extrabass verfügt und den Nachbarn Bescheid gesagt. Dann stand der Feier nichts mehr im Weg. Freundinnen und Freunde kamen aus Postleitzahlgebieten von der Küste bis zum Niederrhein, von Friedrichshain bis Steglitz. Die Rita gab alles und die Gäste sprachen dem Getränk begeistert zu.

Da sowohl HerrBert als auch Frau Reiserin zwar Margarita trinken, diese aber nicht frozen mixen können, hatte HerrBert vorausschauend auch noch einen 10-Liter-Fertigmix geordert, der in einer Art Benzinkanister geliefert wurde. Drei Stunden Vorlauf benötigt diese Gastro-Profimaschine, um aus 10 Litern Margarita-Flüssigkeit eine frozen Version zu machen, informierte die freundliche Vermieterin, als sie HerrBert die höllenschwere Maschine mitsamt Kanister übergab. Ein ausgeklügeltes Gerät: Immer wieder kratzt der spiralförmige Eisschaber das Gefrorene am Kühlaggregat ab und vermischt es mit der Flüssigkeit, bis diese nach und nach zum alkoholischen Eismus wird. Das ständige Drehen des Schabers verhindert gleichzeitig, dass das Ganze zu einem Eisklumpen zusammenpappt. Alles bleibt geschmeidig und plopp – nach der Vorlaufzeit – kommt ein schön slushiger Margarita aus dem Hahn. Vorher das Glas noch mit dem Rand in Zitronensaft und dann in ein Salzbad getaucht, Margarita rein und dem Karibikfeeling steht nichts mehr im Wege. Wenn ein Drittel weggetrunken ist, kann man problemlos mit der nun selbst zusammengemixten Mischung nachfüllen. Der Slushy-Effekt bleibt. „Schmeckt es jetzt anders?“ fragte die Reiserin, die mit dieser Aufgabe betraut war, und HerrBert schüttelte den Kopf und schlürfte weiter mit dem wiederverwendbaren Strohhalm das köstliche Agaven-Getränk.



Tanzzimmervorbereitung, Goldvorhang und die roten Schuhe von Frau Reiserin
Es war ein schönes Fest, John Lennon und Iggy Pop wachten über der Tanzfläche und als wir ins Bett fielen, zwitscherten schon die ersten Vögel – und das im Februar. Exzessives Ausschlafen stand allerdings nicht auf dem Plan, denn es war ja Wahlsonntag und feiern hin oder her, die Demokratie will gerettet sein. Damit nicht am Ende Dagobert Duck regiert.
Und was hat es mit Australien auf sich? Zwei der Gäste waren vor Kurzem in Westaustralien. Dort lernten sie die Betreiberfamilie eines Bed&Breakfast kennen und erfuhren, dass es diese nächstes Jahr für eine Weile in Richtung Europa zieht und sie für diese Zeit Leute suchen, die die Pension weiterbetreiben. Es soll da ungemein lauschig sein und im wilden Garten sollen abends die Känguruhweibchen mit ihren Jungen vorbeischauen. Überhaupt sei das Leben in Westaustralien ein friedlicher Traum. Wenn man es zu viert angehe, so die Prognose, bleibt für alle Beteiligten noch genügend Zeit, um herumzureisen und das Land kennenzulernen.
Frau Reiserin war sofort Feuer und Flamme, und auch bei HerrBert steht das Konzept „Urlaub gegen Hand“ schon länger auf dem Zettel. Noch sind keine Details besprochen, aber einen Handschlag gibt es schon. Demnächst gehen wir die Frage an, wie sich sowas konkret organisieren ließe. In der Zwischenzeit freut sich Frau Schreiberin bereits heimlich auf die Kängurus.
Hier geht es demnächst weiter mit Reiseerinnerungen aus London.
Song des Tages: Blue Monday von New Order
HerrBerts All-time-dance-favorite seit adoleszenten Tagen (und damals auch ohne Margarita intus)
