Große, unregelmäßige Felsen am Ufer der Monterey Bay, im Hintergrund ein Segelboot auf dem tiefblauen Wasser und ein klarer blauer Himmel.

Eintrag zum 16. bis 18. Januar 2025 – geschrieben am 18. Januar

Montecito, 13°C


Da sitzen wir jetzt also beim Standard-Kaffeeröster mit dem großen S, rechts rauscht die Coast Village Road, die Karte zeigt für das das letzte Streckenstück nach Los Angeles moderaten Stau an. Seit gestern können die Bewohner einiger Stadtviertel wieder in ihre Straßen und nach ihren Häusern sehen. Unser Weg zum Flughafen führt genau an der Route vorbei. Ob es Alternativen gibt, sehen wir dann vor Ort.

Aber noch sitzen wir jetzt hier, genießen die Mittagssonne und drücken uns vor L.A.

Café in Santa Barbara

Seit dem Yosemite sind wir viel gefahren. Die letzten zwei Tage haben wir in Monterey verbracht. HerrBert war krank, hat gebellt wie einer der Seelöwen in der Monterey Bay und sich elend gefühlt. Wenn der grellorange Hilft-gegen-alles-Saft, den wir in einem Campingausrüstershop im Yosemite-Park gekauft hatten, seine Wirkung entfaltete, ging es ihm für eine kurze Weile besser, dann schlenderten wir an der Bay entlang und sahen uns Monterey an.

Die Reiserin war fasziniert, wie sehr das Ambiente an die Serie „Big Little Lies“ erinnert, die hier spielt, und die wir vor kurzem nochmal in Gänze angeschaut haben. Und das, obwohl nur wenige Szenen überhaupt vor Ort gedreht wurden. „Da joggt Jane“, rief sie, wenn sie eine Frau sah, die ebenso bodenständig wie die alleinerziehende Mutter in der Serie irgendwo lief. „Genau wie Madeline“, wenn eine makellos gestylte Mutter energisch telefonierend vorbeiflitzte und dieselbe Power zeigte wie Reese Witherspoon in der Serie. „Die Frauen gehen hier sowieso alle so energisch“, fiel ihr auf. HerrBert ächzte. Er ist selten krank. So siech, wie er gerade unterwegs ist, braucht er keine energischen Menschen um sich herum.

Zum Glück ist unser Motel ein gutes Krankenlager. Nur ein Block von der berühmten Cannery Row entfernt, die John Steinbeck als „Die Straße der Ölsardinen“ verewigte. Viel ist davon nicht mehr zu sehen, früher haben hier die portugiesischen und italienischen Einwanderer eine ganze Industrie um den Fisch aufgebaut. Nachdem das erste Zimmer zur Straße hin und höllenlaut war, gab uns der nette Angestellte ein anderes hintenraus. Hohe Decken, bequemes Bett und sogar ein Fireplace, eine Art Gas-Cheminée mit flackernden LED-Flammen, der gleichzeitig heizen kann. „Bitte ganz hochdrehen“, bat HerrBert, und fing an, sich gesundzuschlafen.

Schokoladenkuchen, wie man ihn von zuhause kennt…

Gestern dann die letzte Etappe. Der ursprüngliche Plan, nur etwa 200 Kilometer weiter südlich bis Paso Robles zu fahren, um dort abends eine vielgelobte, großflächige, künstlerische Outdoor-Lichtinstallation zu sehen, bliesen wir ab. Das letzte Stück nach Los Angeles wäre danach zu weit gewesen – wer weiß, wie die Stausituation ist. Stattdessen einigten wir uns darauf, bis Santa Barbara durchzuheizen. Das dauerte zwar an die 5 Stunden, aber dafür sind es am nächsten Tag nur noch knapp zwei Stunden bis L.A.

HerrBert nahm einen tiefen Schluck aus der Heilsaft-Pulle und schlug vor, dass wir am legendären Highway1 an der Pazifikküste runterfahren. Seltsamerweise gab das Navi diese Route nicht an und lenkte uns immer um. Egal. Wir fuhren trotzdem los.

Die Aussicht dort ist wild und schön. Weite Hänge des Küstengebirges wechseln sich ab mit steilen Felsen und heidebewachsenen Küstenstreifen. Irgendwo kam dann auch die ikonische Bixby Creek-Bridge mit ihren Stützen und tiefen Bogen. Im Vorspann von „Big Little Lies“ wird sie verewigt, obwohl sie ein ganzes Stück von Monterey entfernt ist.

Die Sonne schien, der Tank war voll, HerrBert fühlte sich besser und der Verkehr war lebhaft, aber, wie fast immer in den USA, entspannt und unaggressiv.

Dann kam ein Schild. Road ends in 35 Miles. „Na ja”, sagte HerrBert, “das ist ja noch ewig hin“. So eine schöne Strecke! Irgewann kam das nächste Schild. Road ends in 11 Miles. No Detour. Hm. Das Navi gab keine weitere Auskunft, Netz gibt es hier keines. Hilf nichts, übers Küstengebirge führt für uns kein Weg. Also alles zurück und auf der langweiligen Route durch industrielle Landschaften bis nach Santa Barbara.

Diesen fancy Ort hatte die Reiserin für die letzte Übernachtung vorgeschlagen – und ein hübsches Motel nur einen Block vom Strand entfernt entdeckt. „Paul McCartney wohnt hier auch“, versuchte sie, HerrBert zu überzeugen. „In dem Motel? Dann bin ich dabei“, murmelte er.

Im mexikanischen Mini-Markt kurz Abendessen eingekauft – unser Zimmer hat nämlich eine Küche – und dann begann unser letzter Abend. Mit der verbliebenen Flasche André stießen wir auf unsere Reise und einen guten Heimweg an. Vorhin haben wir ausgecheckt, um hier jetzt erstmal zu schreiben und Kaffee zu trinken. Die ersten fünf Kilometer sind schon geschafft. Die nächsten 9300 nehmen wir jetzt dann gleich in Angriff.

Bis bald in Berlin, wir freuen uns, bald wieder zuhause zu sein!


Song des Tages: Sun Song von Laura Veirs

Auch am letzten Tag strahlt die Sonne auf der Fahrt von Santa Barbara zum Flughafen in Los Angeles. Dieser Song läuft gerade.