Straßenszene bei Abenddämmerung mit grünem Verkehrsschild zu San Jose und Soriana, Bus und Fahrradfahrer sichtbar

„Kikerikiiii“, ruft der Hahn von nebenan mitten in unserer ersten Nacht. Das ist Spanisch für „Kikeriki“ und heißt: Ihr könnt dort in eurer Appartementanlage genüsslich schlafen, aber hinter den weiß getünchten Mauern mit den Kakteen und dem Pool – dort und nur dort spielt das wahre mexikanische Leben. „Kikerikiiii“, bekräftigt der Hahn von unten im Ort und auch andere Hähne stimmen zu. Der Himmel über San José del Cabo wird langsam blassblau mit einer winzigen Wolkendekoration. HerrBert dreht sich im Bett um und schnurgelt weiter, die Reiserin ist ab jetzt wach.

Gestern war der endlose Tag, der zu einer Fernreise in Richtung Westen gehört. Kurz vor Mittag hoben wir in Frankfurt ab, am späten deutschen Nachmittag warf HerrBert bewundernde Blicke auf Grönland, das unter uns vorbeizog, und als in Berlin schon längst Abend war, landeten wir pünktlich an der südlichsten Spitze von Baja California. Wüstenartige Flächen zogen vor den Flugzeugfenstern vorbei, dahinter dicht bewaldete Hänge und über allem strahlte eine fast künstlich wirkende Sonne mit der Kraft von einer Phantastillion Studioscheinwerfern.

Die Einreise verlief zügig und problemlos, das Gepäck ließ auf sich warten. Während wir uns um das Band drängelte, patrouillierte eine Polizistin mit einem honiggelben, vierschrötigen Hund zwischen den Handgepäckstücken. Ausgerechnet bei einer Gruppe übergroßer, mittelalter Männern schnüffelte und wedelte der Hund aufgeregt. Die Reiserin erkannte in ihnen sofort die osteuropäischen Trinkgesellen aus dem Flieger wieder, deren Anführer das Personal durch Nachfragen nach kostenlosem Schnaps auf Trab gehalten hatte. Siegessicher sprang der Hund an der Polizistin hoch, um die erwarteten Leckerli aus ihrer Hüfttasche abzugreifen. Die Männer hatten scheinbar Lebensmittel in ihrer Tasche, deren Einfuhr in Mexiko nicht gerne gesehen ist. Doch schlimm schien es nicht zu sein, die Polizistin kritzelte ein paar Dinge auf die Zollformulare der Männer und zog dann mit dem Hund ab.

Auch die Übernahme des Mietwagens lief geschmeidig. Zwar hatte die nachtblau glänzende Limousine, die zuerst für uns vorfuhr, einen so gigantischen Riss in der Windschutzscheibe, dass die Reiterin sofort abwinkte, aber das wurde rasch geregelt. Weil nichts anderes mehr da war, kriegten wir als Ersatz einen großen, weißen und fabrikneuen Kastenwagen, der in HerrBert Sprachgebrauch „Hundefänger“ heißt und mit dem wir eine knappe halbe Stunde später in unserem ersten Quartier ankamen.

Die Sonne geht hier früh unter, als wir gegen 18 Uhr eintrafen, war es Nacht. Noch kurz Einkaufen und dann das erste Highlight: Direkt vor der Tür unseres Zimmers liegt der Swimmingpool einer kleinen Wohnanlage. Selig im Wasser planschend stießen wir mit HerrBerts mexikanischem Lieblingsbier Tecate an – und dann war erstmal Feierabend. Morgen mehr.

Eine Bierdose mit der Aufschrift Tecate steht auf dem Rand eines beleuchteten Schwimmbeckens bei Nacht

Song des Tages: Like a Virgin von Madonna

Pünktlich zum Sonnenaufgang hörten die Hähne jetzt gerade auf zu krähen, kurz danach setzte das Gebell der Hunde von San José del Cabo an – bevor der Nachbar die Musik aufdrehte und Madonna unseren ersten Tag in Mexiko besingt.

Sonnenaufgang mit orange-gelbem Himmel über einer Mauer, davor ein rechteckiger Pool und Pflanzen
So sah es heute morgen aus